Gisela Jäckel erhält Marie-Bittdorf-Preis

Am 08.7.2023 wurde Gisela Jäckel der Marie-Bittorf-Preis in Hofheim verliehen.

 

Der Preis wird alle zwei Jahre von der Akademie für Kommunalpolitik Hessen an Frauen verliehen, die sich durch ihr besonderes kommunalpolitisches Engagement hervorheben.

Marie Bittorf gehörte 1919 zu den ersten weiblichen Stadtverordneten in Frankfurt am Main. Sie war eine sozial engagierte Kommunalpolitikerin, Stadtälteste und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.

 

Die Laudatio zur Ehrung von Gisela Jäckel hielt Julia Ostrowicki, die stellvertretende Vorsitzende der Akademie für Kommunalpolitik Hessen. Mit dem Bittorf-Preis soll die herausragende Weise von Gisela Jäckel gewürdigt werden, mit der sie sich über viele Jahre als Stadtverordnete in Wetzlar für die Belange der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt hat. Im Besonderen wurde ihr Engagement als Zeitzeugin und ihr Eintreten für Demokratie, Toleranz und Mitmenschlichkeit geehrt. Bis zum heutigen Tag geht sie in Schulkassen, besucht Konfirmandenstunden und erzählt als Zeitzeugin ihre Geschichte als Kind in der Zeit des Holocaust.

 

Gisela Jäckel wurde am 23.02.1934 in Wetzlar geboren.

 

Sie war christlich getauft und ist bis heute eine gläubige Christin. Dies spielte aber im Faschismus keine Rolle, Gisela und ihre 2 Jahre jüngere Schwester sollten, wie ihre Mutter und andere Verwandte, umgebracht werden. Den Befehl zum Abtransport fanden Soldaten der US-Armee in den Akten der NSDAP-Kreisleitung. Sie und ihre Schwester waren aber Ausgrenzungen, Beleidigungen und Repressalien ausgesetzt. Nach dem Krieg und der Machtübernahme der Alliierten, in Wetzlar die US-Armee, beginnt ein neues Leben für Gisela. Sie findet Freunde unter den Vertriebenen, heiratet ihren Mann Manfred Jäckel, zieht 3 Söhne groß, arbeitete sich hoch zur Filialleiterin bei Eduscho. Sie wird Stadtverordnete und engagiert sich in vielen Ausschüssen und Kommission.

Sandra Ihne-Köneke, SPD Fraktionsvorsitzende in der Stadtverordnetenversammlung Wetzlar bedankte sich bei der Jury, dass der eingereichte Vorschlag Anerkennung gefunden hat. Gerade das Engagement als Zeitzeugin von Gisela Jäckel bewirkt bei den jungen Menschen eine Betroffenheit und Sensibilität, wie es kein Museums- oder Gedenkstättenbesuch je erreichen würde. Die jungen Menschen erkennen, wohin Rassismus, Antisemitismus und Faschismus führen und wie wichtig es ist sich dagegen zu wehren. Dabei ist sie bei ihren Erzählungen ohne Bitterkeit, lebendig und klar und somit ein strahlendes Vorbild.

 

Gisela Jäckel bedankte sich für die Auszeichnung und machte deutlich, wie wichtig der Zusammenhalt ist in den Parteien und in den Familien, um zielgerichtet Hilfe und Unterstützung zu geben an Menschen, die sie brauchen.

 

Thomas Jäckel, der Sohn von Gisela Jäckel bedankte sich bei allen, die das Engagement seiner Mutter möglich gemacht haben, besonders bei Ernst und Irmi Richter, die die Bedeutung des Wachhaltens der Erinnerung kultivieren.