
Oder die recht peinlichen Gedächtnislücken eines älteren Herrn
Oberbürgermeister Manfred Wagner war im Sommerinterview der WNZ zur aktuell mit der Kommunalaufsicht diskutierten Frage der Weiterführung der Amtsgeschäfte hauptamtlicher Magistratsmitglieder konfrontiert worden.
Bekanntlich hatte die Kommunalaufsicht im Falle des früheren Stadtrates Norbert Kortlüke (Bündnis 90/Die Grünen) die Möglichkeit verworfen, die Amtsgeschäfte nach Ablauf seiner Wahlzeit im Februar 2025 bis nach der Kommunalwahl im März 2026 weiterzuführen. Eine veränderte Praxis.
Darauf hatte Oberbürgermeister Manfred Wagner am Beispiel des früheren Bürgermeisters Klaus Breidsprecher (CDU) hingewiesen. Klaus Breidsprechers Wahlzeit als Bürgermeister war Ende September 2005 abgelaufen. Er führte die Amtsgeschäfte bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers, dem CDU-Bürgermeister Helmut Lattermann, von Anfang Oktober 2005 bis zum 31. Januar 2007 weiter.
Da Breidsprechers Zeit als hauptamtliches Magistratsmitglied endete und er aufgrund seines Lebensalters auch nicht mehr in eine hauptamtliche Funktion durch die Stadtverordnetenversammlung hätte gewählt werden können, bewarb sich der Christdemokrat Breidsprecher bei der Kommunalwahl am 26. März 2006 um ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung. Dieses Mandat hat er errungen und war ab dem 1. April 2006 Stadtverordneter. Zugleich war er mit der Weiterführung der Amtsgeschäfte als Bürgermeister betraut. Damit entstand eine Zeit der Doppelfunktion von zehn Monaten.
Auch wenn er anderes in einem Leserbrief behauptet, der am 22. August 2025 in der WNZ erschien, er war, ob er es wahrhaben will oder nicht, zeitgleich als amtierender Stellvertreter des Oberbürgermeisters mit vollen Dienstbezügen Mitglied im Magistrat der Stadt Wetzlar und auch Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung. Die von ihm unterzeichneten Anwesenheitslisten als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung kann er gerne einsehen.
Ein absolutes Novum, das seinesgleichen sucht und bis zum heutigen Tag auch nicht gefunden hat. Oberbürgermeister Manfred Wagner hatte in dem Sommerinterview diesen Umstand mit Hinweis auf die Funktionen von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung kommentiert. Letztere hat nach § 50 Abs. 2 der Hessischen Gemeindeordnung auch die Aufgabe, den Magistrat zu überwachen. Auch das war Klaus Breidsprecher ausweislich seines Leserbriefes nicht wirklich präsent.
Diese Zeitung macht es sich dem Grunde nach nicht zur Aufgabe, Leserbriefe, die in anderen Blättern veröffentlicht wurden, zu kommentieren.
Allerdings kann man auch nicht alles einfach unkommentiert entgegennehmen, gerade dann, wenn es so richtig schräg ist.
Das Ganze ob des eigenen Unvermögens des Klaus Breidsprecher als „Bullshit“ zu bezeichnen und Oberbürgermeister Manfred Wagner zu unterstellen, er hätte absichtlich „dummes Zeug“ erzählt, oder sei ein Opfer der sommerlichen Temperaturen geworden, ist nur eines: Frech!
Klaus Breidsprecher begann sein kommunalpolitisches Wirken in Wetzlar als Anführer der Abteilung „Attacke“. Als Bürgermeister und Sozialdezernent erwarb er sich durchaus Ansehen. Doch in seinen alten Tagen fällt er in sein früheres Muster zurück. Schade für Klaus Breidsprecher!