CDU Wetzlar stimmt nicht für Windkraft im Blasbacher Wald
Zu erneuerbaren Energien hat die Union ein äußerst zweischneidiges Verhältnis. Im Prinzip ist man dafür, aber vor der eigenen Haustür dann doch eher nicht, insbesondere wenn es um die Windenergie geht.
Gerne werden in einem solchen Fall andere Faktoren angeführt. Jeder Eingriff in die Natur ist dann ein Zeichen fehlender Nachhaltigkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass es bis heute keine Stromtrasse von Nord nach Süd gibt, die den Strom weiterleiten könnte, den beispielsweise Bayern nicht so gern im eigenen Land produzieren möchte. Auch in der Wetzlarer CDU hätte man Windräder lieber am Ort „Anderswo“ entstehen sehen als vor der eigenen Haustür, wie sich in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung zeigte.
Konkret ging es um den Pachtvertrag für die zukünftigen Windkraftanlagen im Wald von Blasbach. Dieser soll dank länger erwarteter Laufzeiten der Anlagen um fünf Jahre verlängert werden. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und der dadurch gravierend deutlich gewordenen Energieabhängigkeit wird den Menschen in Deutschland immer bewusster, wie wichtig eine eigene Energieproduktion ist. Natürlich könnte man jetzt davon ausgehen, dass diese Erkenntnis auch bis zur CDU in der Wetzlarer Stadtverordnetenversammlung durchgedrungen sei, aber hier irrt man.
Zugegeben, von der ursprünglichen Tendenz, mit Nein zu stimmen, ist man abgerückt. Nun gab man sich mit einer kollektiven Enthaltung zufrieden. Die Begründung dieses Abstimmungsverhaltens ließ jedoch tief blicken. Man halte es für nicht nachhaltig, wenn für die Errichtung von Windrädern Bäume gefällt werden müssten, so der Abgeordnete Altenheimer. Auf den Hinweis von Magistratsseite, dass es hier nicht um die Grundsatzentscheidung gehe, ob man Bäume fällen dürfe oder nicht, sondern um eine Verlängerung der Laufzeiten, der bereits im Bau befindlichen Anlagen und eine längere Nutzung absolut deren Nachhaltigkeit steigere, wusste man von CDU-Seite nichts zu entgegnen.
Offensichtlich hat man sich in den Reihen der Opposition aber auch nicht mit den Fakten des Vorhabens in Blasbach vertraut gemacht: So werden die zwei Anlagen im Blasbacher Wald zukünftig 14.000 Menschen mit Strom versorgen. 1,7 ha Fläche werden deshalb am Ende für die Blasbacher Anlagen waldfrei bleiben. Dafür ist ein forstlicher Ausgleich erforderlich. Dies werden perspektivisch 3,3 ha sein.
Zur Einordnung: Die zwei in Blasbach entstehenden Windkraftanlagen und drei weitere von der Stadt Wetzlar in Hermannstein (Altenschlag) geplante können künftig 460mal mehr CO2 binden als der für deren Errichtung zu rodende Wald. Um eine vergleichbare Bindungswirkung zu erzielen, bräuchte es 3.500 ha Wald. Übrigens: CO2-Bindung, bedeutet nicht CO2-Vermeidung. Mit den geplanten und in Umsetzung befindlichen Maßnahmen nimmt die Stadt Wetzlar ihr Ziel der Klimaneutralität ins Visier.
Insgesamt avancieren erneuerbare Energien zu einer Technik, welche Europa unabhängig macht. In der Union verbleibt dagegen das Denken von gestern, leider auch in Wetzlar.