„Wo Zivilcourage keine Heimat hat, da reicht die Freiheit nicht weit“. Mit diesem Wort von Willy Brandt leitete der Stadtverbandsvorsitzende der Wetzlarer SPD, Oberbürgermeister Manfred Wagner, die Feierstunde ein, in deren Verlauf die Wetzlarer SPD zum neunten Mal den Lina-Muders-Preis verleihen konnte.
In diesem Jahr wurde Dr. Ingrid Knell ausgezeichnet. Sandra Ihne-Köneke, Fraktionsvorsitzende der SPD im Wetzlarer Stadtparlament, hielt die Laudatio und wies darauf hin, dass sich die Preisträgerin sowohl als ebenso warmherzige und anpackende Medizinerin bei der Aufnahme und ärztlichen Betreuung geflüchteter Menschen als auch als Vorsitzende des Wetzlarer Interkulturellen Rates verdient gemacht habe. Dr. Ingrid Knell verkörpere die Werte, die mit dem Lina-Muders-Preis besonders in den Fokus gerückt werden sollen: Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Diskriminierung und Engagement für ein tolerantes Miteinander. Unter dem Beifall der Gäste der Feierstunde fügte sie hinzu, dass Frau Dr. Knell eine Bereicherung für die Stadtgesellschaft sei. Durch ihr großartiges Engagement, gerade auch im Wetzlarer Interkulturellen Rat fördere sie das friedliche, gute und respektvolle Miteinander der verschiedenen Kulturen.
Landrat Wolfgang Schuster und Manfred Wagner wiesen in der von Julia Pritz (Harfe) musikalisch umrahmten Veranstaltung auf den Mut und die Courage von Lina Muders hin, die sich in den dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte gegen die Nationalsozialisten gestellt, eine Gefängnisstrafe auf sich genommen und nach dem Kriege den Aufbau des Gemeinwesens tatkräftig vorangetrieben habe. Gerade angesichts der aktuellen Ereignisse mit einem rauer werdenden Umgangston, der zunehmenden Diskriminierung von Minderheiten und einem wieder erstarkenden Rechtsradikalismus gelte es, deutliche Zeichen für unsere freiheitliche, menschenwürdige und solidarische Gesellschaft zu setzen und damit zugleich Vorbildfunktion einzunehmen. Zivilcourage bedeutet auch, den Mut zum Widerspruch zu haben, wenn die uns einenden Grundwerte mit Füßen getreten werden. Und um es mit den Worten der Journalistin Franca Magnani zu sagen: „Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.“