
470 Menschen verlieren bei Edelstahl ihren Arbeitsplatz. Verantwortliche aus Gewerkschaft und Politik suchten immer nach Lösungen und boten ihre Hilfe an. Vergebens.
Wir waren immer stolz darauf betonen zu können „Wetzlar hat ein Herz aus Stahl“. Das ist ein Teil unserer DNA. Jetzt steht der Standort, steht die Belegschaft mit ihren Familien und auch unsere Stadt vor großen Herausforderungen.
Die Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie, in den Augen des Wetzlarer Oberbürgermeisters Manfred Wagner eine Schlüsselindustrie der deutschen Volkswirtschaft, sind seit langem alles andere als gut. Das zeigt auch die allenthalben erhobene Forderung nach einem Stahlgipfel, um endlich vernünftige Perspektiven zu geben. Das kann niemand lokal regeln und – so ein Gipfel positive Signale senden könnte – für Wetzlar kommen sie zu spät.
Doch haben auch die unternehmerischen Entscheidungen, allen voran des früheren Eigentümers Voestalpine, maßgeblichen Anteil an der Lage, in der sich der Standort zum Leidwesen der Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, aktuell befindet. Und das bleibt an Voest kleben, auch wenn man sich längst vom Acker gemacht hat. Das wird man in Wetzlar Voest niemals vergessen können.
Oberbürgermeister Manfred Wagner, der zuletzt auch sehr engagiert für den Erhalt von Continental eingetreten war, hat in den letzten Monaten und Wochen nicht nur viele Kontakte zu den Standortverantwortlichen von Voestalpine sondern auch mit dem neuen Eigentümer, dem Unternehmen Mutares, mit dem Betriebsrat, mit der IG Metall, aber auch mit der Spitze von Georgsmarienhütte (GMH) gesucht. „Mit den Möglichkeiten, die ein Oberbürgermeister hat, habe ich versucht, mit der IG Metall und den Verantwortlichen des Betriebsrates alles dafür zu tun, damit möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben“, so Manfred Wagner.
470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nun, wenn nicht noch eine Wende durch weitere Übernahmen von Betriebsteilen von Edelstahl eintreten sollte, ihren Arbeitsplatz verlieren. Das ist dramatisch, das macht traurig, das macht was mit den Menschen und auch mit der Stadt.
Der Oberbürgermeister richtete nochmals seinen eindringlichen Appell an die Münchner Private-Equity-Gesellschaft Mutares, alles, aber auch wirklich alles dafür zu tun, dass über Abfindungen, Sozialplanregelungen, Transfergesellschaften etc. die Menschen, die immer für Edelstahl eingestanden sind, für die Edelstahl eine Familie war, in dieser schwierigen Lage nicht alleine gelassen sondern bestmöglich unterstützt werden. Daran wird Mutares sich messen lassen müssen.
„Dass nicht eine weitere Fondsgesellschaft als Käufer einzelner Bestandteile von Edelstahl auftritt, sondern mit der Georgsmarienhütte-Gruppe (GMH) ein familiengeführtes deutsches Unternehmen aus der Branche, das werte ich bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen als gutes Zeichen“, so Manfred Wagner.
„Ich vertraue darauf, dass Georgsmarienhütte kommt, um zu bleiben, dass man in Wetzlar investieren, die Ausbildungswerkstatt erhalten und den Standort entwickeln will. Ich hoffe sehr darauf, dass in Zukunft auch wieder mehr als die nun verbleibenden 670 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Standort bei der Marke Edelstahl in Verantwortung von GMH bzw. der in den Unternehmensverbund von Mutares übergehenden Gesenkschmiede eine gute Perspektive haben werden.“