CDU sieht Wetzlar-Card als Beitrag zur gesellschaftlichen Spaltung

Auf dieses schmale Brett muss man erst einmal kommen! Die CDU identifiziert die WetzlarCard als Beitrag zur gesellschaftlichen Spaltung!

 

Die Nachtragshaushaltsberatungen in der Wetzlarer Stadtverordnetenversammlung waren gespickt durch einen „gewürzten“ Schlagabtausch zwischen den Mehrheitsfraktionen und der sich aus CDU, FDP und NPD formierenden Opposition.

 

Für ein besonders Aufmerken sorgte der Stadtverordnete Michael Hundertmark (CDU). Hundertmark, zugleich Chef des CDU-Stadtverbandes Wetzlar, vertrat die These, die WetzlarCard fördert die gesellschaftliche Spaltung. Damit offenbarte er einmal mehr sein Weltbild und womöglich auch das der Wetzlarer Union.

 

Wenn man als Stadtgesellschaft auch für die da ist, die ihr Leben am Rande des Existenzminimums fristen müssen und mit der WetzlarCard eine Leistung zuerkennt, die in ihrem Volumen weit unterhalb von 0,1% des gesamten Ausgabevolumens des städtischen Etats  liegt, dann legt man nach der Bewertung von Michael Hundertmark die Axt an den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

 

Wenn man aber diejenigen, die wenig haben von Teilhabemöglichkeiten ausschließt oder nicht zur Teilhabe einlädt, dann sichert man den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft.

 

Denn offensichtlich gehen die Wetzlarer Christdemokratinnen und Christdemokraten, allen voran ihr Vorsitzender Hundertmark, davon aus, dass all die, die auf die Unterstützungsleistungen der Gemeinschaft angewiesen sind, die eigentlich hätten vermeiden können. Schließlich gelte ja „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Folglich – um in dieser christdemokratischen Logik zu bleiben – hat auch jeder selbst schuld an seinem Unglück. 

 

Und insofern ist es nach Ansicht der CDU auch nicht angezeigt, dass mittels der WetzlarCard gewisse Vergünstigungen bei der Nutzung städtischer Einrichtungen sowie von der Stadt geförderter Aktivitäten gewährt werden. Insbesondere ist Hundertmark & Co. die Möglichkeit ein Dorn im Auge, dass Inhaberinnen und Inhaber der WetzlarCard zwei Tageskarten zur Nutzung des Stadtbusverkehrs im Monat nutzen können. Monatlicher Wert dieser Leistung: 8,40 €. Und als ein Argument für ihre These führt die Wetzlarer CDU unterstützt durch die örtliche FDP-Fraktion an, die WetzlarCard-Inhaber würden gerade das städtische Kulturangebot kaum nutzen.

 

Doch dies ausschließlich auf den Zahlen der Nutzung der städtischen Kulturangebote, sofern sie überhaupt entgeltlich sind, aufbauen zu wollen, stellt ein bewusstes Ausblenden der bekannten Fakten dar.

 

So hat die Stadt bei der Gründung der Kulturloge, dem jetzigen Verein „Kulturticket Lahn-Dill“ in Person des heutigen Oberbürgermeisters und Sozialdezernenten Manfred Wagner (SPD) Pate gestanden. Der Verein vermittelt an Inhaberinnen und Inhaber der WetzlarCard im Kalenderjahr inzwischen rund 1.000 Karten für Kulturveranstaltungen. Die Tendenz dürfte weiter steigend sein, da der Verein inzwischen regelmäßig im Rathaus der Stadt Sprechstunden abhalten kann und von dieser Adresse aber auch von der wachsenden Kooperation mit Kulturträgern durchaus profitiert.

 

Wer nicht halbwegs verbohrt ist, der sollte ermessen können, dass die von dem Verein Kulturticket eingeladenen Kulturgäste die Veranstaltungen wie jeder andere Wetzlarer, der in etwas gehobener Kleidung unterwegs ist, ganz sicher auch nicht zu Fuß erreichen können.

 

Und auch die Inanspruchnahme des Angebotes der Wetzlarer Tafel mit ihren Läden in der Bahnhofstraße sowie im Nachbarschaftszentrum Niedergirmes, die von der Stadt mit der Gewährleistung von Arbeitsgelegenheiten unterstützt wird,  ist in vielen Fällen nur mittels des ÖPNV möglich. Wie wichtig die Tafeln in unserem reichen Land aber für die Betroffenen und ihre Ernährung, aber auch für ihre Tagesstrukturierung sind, gilt inzwischen in weiten Teilen der Bevölkerung unseres Landes als Gemeingut – nicht jedoch bei der Wetzlarer Union und ihrem Protagonisten Michael Hundertmark.

 

 

Denn ansonsten wäre es wohl kaum möglich, auf ein derartig schmales Brett kommen.

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