Zeit für mehr Solidarität:                                   Große SPD-Abordnung bei Maikundgebung

Inzwischen ist die jährliche Kundgebung zum Tag der Arbeit auf dem Wetzlarer Eisenmarkt wieder zu einer festen Einrichtung geworden.

 

Oberbürgermeister Manfred Wagner zeigte sich in seiner Grußansprache erfreut darüber, dass in der Stadt August Bebels nicht nur am 1. Mai – aber an diesem Tag ganz besonders – die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt gestellt werden.

Unter Bezugnahme auf das diesjährige Motto „Zeit für mehr Solidarität“ sprach sich der Oberbürgermeister für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei gleicher Tätigkeit aus. Es sei schon mehr als ein Anachronismus, dass es im 21. Jahrhundert immer noch Ungleichheiten in der Bezahlung gebe. Zudem plädierte der Oberbürgermeister dafür, jungen Menschen möglichst Arbeitsplätze mit einer Perspektive anzubieten, die es erlaubten Familien zu gründen und eine Existenz aufzubauen. Dies sei gerade im Wettbewerb der Regionen um qualifizierte Arbeitskräfte mehr als geboten.

 

 

Der Wetzlarer Oberbürgermeister lenkte auch nochmals den Blick zurück auf den Stahlaktionstag, der vor wenigen Wochen rund 400 Stahlwerker auf die Straße getrieben habe. Solidarität gelte angesichts der Billigprodukte, die den Markt ausgehend von China und Indien überschwemmten sowohl den Beschäftigten in der Stahlindustrie selbst. Es könne nicht angehen, dass die heimischen Stahlwerke und damit auch die Arbeitsplätze in ihrem Bestand gefährdet werden, weil in Asien die Stahlproduktion massiv subventioniert werde und es hier im Übrigen keine nennenswerten Umweltschutzauflagen für die Betriebe gebe. In diesem Kontext könne es nicht angehen, dass die Europäische Union weitere Auflagen vorgebe, die letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Betriebe gefährde und Arbeitsplätze vernichte. Damit ist keinem gedient – auch nicht der Umwelt, so der Oberbürgermeister, der sich klar zu dem Stahlstandort Wetzlar bekannte.

„Solidarität“ bedeutet aber auch, dass wir uns alle mit der Frage beschäftigen, wie wir es im Umgang mit Benachteiligten, Schwächeren und Hilfsbedürftigen halten, forderte Wagner. Angesichts der jüngsten Wahlergebnisse – bei der Kommunalwahl gingen in Wetzlar 60% der Wahlberechtigten nicht zur Wahl und 7,8% votierten für die NPD stelle sich schon die Frage, wie es um den Gemeinschaftssinn bestellt sei.

 

Im weiteren Verlauf der vom DGB-Kreisverbandschef Arne Beppler geleiteten Kundgebung appellierte Angela Banfield-Fox, Betriebsrätin der Firma Conti, jeder möge seinen Beitrag leisten, damit die Welt eine bessere werde. Auf das Los vieler Beschäftigter, das durch die Überstundenproblematik gekennzeichnet sei eingehend, rief sie mit Nachdruck in Erinnerung, dass der Mensch arbeite, um zu leben und nicht lebe, um zu arbeiten. Es müsse in einer solidarischen Gesellschaft auch Zeit für die Familie und das gesellschaftliche Engagement der Arbeitnehmer geben.  

 

Den internationalen Bezug stellten Gizem Inci vom „Mozaik-Kulturverein“ und Attila Bostanci, Schulsprecher des Hessenkollegs, her. Sie fragten, ob der Begriff der Solidarität zur leeren Hülse verkomme, angesichts der auch von deutschen Betrieben ausgehenden Versorgung der Konfliktregionen mit Waffen, der Kooperation der EU in der Flüchtlingsfrage mit türkischen  Regierung, aber auch den Steuersparmodellen vieler gut Betuchter. Die „Panama-Papers“ seien wohl nur die Spitze des Eisberges, der für das unsolidarische Verhalten vieler stehe.

 

Neben der Kundgebung standen auch die Begegnungen, gute Gespräche und das Feiern auf dem Programm.  Der Klostergarten bot dafür einmal mehr einen schönen Rahmen an dem frühlingshaften Maisonntag.

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